Psychoanalyse

„Psychoanalyse“ ist mehr als eine Therapie in dem berühmten psychoanalytischen Setting, bei dem der Analytiker hinter dem auf der Couch liegenden Patienten sitzt, so wie man es auch aus vielen Spielfilmen kennt. Sie ist vielmehr eine Wissenschaft, deren dominierende Anwendungsform die Behandlung von Patienten im Couch-Setting darstellt. Weitere Anwendungsformen bestehen jedoch in der Gruppenanalyse, in der psychoanalytischen Organisationsberatung, in der psychoanalytischen Pädagogik, in der Psychologie der Kultur und in vielem anderen mehr.

Nach Auffassung ihres Begründers Sigmund Freud stellt die Psychoanalyse „das Herzstück“ der Psychologie dar (BBC-Interview im Londoner Exil 1938), der Wissenschaft von den Zusammenhängen zwischen dem Erleben und dem Verhalten des Menschen, die allerdings größtenteils im Unbewussten liegen. Freud hat aus seinen klinischen Behandlungen heraus ein Modell entwickelt, durch das seelische Abläufe erklärbar werden. Dies ist wichtig, weil sich daraus die Entstehung der „Symptome“ von Patienten ableiten lässt. Freud entwickelte seine Psychologie bereits Ende des 19. Jahrhunderts, lange bevor die Psychologie 1942 in Deutschland ein Studienfach wurde. Bedauerlicherweise steht die akademische Psychologie der Psychoanalyse aus historisch zu verstehenden Gründen bis heute feindselig gegenüber.

Das Freud’sche „Modell“ gliedert sich auf in eine Vielzahl kleinerer Modelle, die Freud stets systematisch zu verbinden suchte und immer wieder einer Revision unterzog. Ausgehend vom Freud’schen Werk hat sich die psychoanalytische Theoriebildung bis heute - an vielen verschiedenen Orten auf der gesamten Welt - in vielfältige Richtungen weiterentwickelt, wie z. B. in die Schule von Melanie Klein oder in „intersubjektive Ansätze“. Dabei wurden die psychoanalytischen Konzepte, sowie die aus ihnen entwickelten Behandlungstechniken, immer spezifischer und ausgefeilter. Dies hat dazu geführt, dass das Spektrum der psychoanalytisch behandelbaren psychischen Krankheiten immer größer geworden ist. So gibt es heute auch eine psychoanalytische Behandlung von Borderline-Störungen, von Psychosen und von schweren Psychosomatosen.